Aufruf: Schreiben Sie
Bundeskanzlerin Merkel
22. März 2008
Die Situation in Tibet ist nach wie vor
äußerst angespannt. In der vergangenen Woche hat der Dalai Lama
nochmals deutlich zum Gewaltverzicht aufgerufen. Die chinesische Führung
hat sein Gesprächsangebot zurückgewiesen. Wir sind überzeugt:
Peking wird seine Politik nur ändern, wenn internationaler Druck
ausgeübt wird.
Es ist daher umso wichtiger, dass sich
nun auch Bundeskanzlerin Merkel direkt in den Konflikt einschaltet.
Die ICT (International
Campaign for Tibet) hat deshalb in der Süddeutschen Zeitung einen
offenen Brief an Frau Merkel veröffentlicht. Wir wollen, dass sich möglichst
viele Deutsche diesem Aufruf anschließen.
Wir bitten Sie, nachfolgenden
Brieftext, der dem Inhalt des offenen Briefes entspricht, so schnell
wie möglich an Frau Merkel zu senden. Ihre Stimme zählt. Vielen
Dank! Bitte senden Sie den Aufruf auch an Freunde und Bekannte weiter.
Bundeskanzleramt
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Willy-Brandt-Straße 1
10557 Berlin
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin
Merkel!
Die Tibeterinnen und Tibeter brauchen
dringend die Hilfe aller Deutschen. Deshalb bitten wir Sie, als
Vertreterin des deutschen Volkes: Nutzen Sie Ihren Einfluss, um den
Tibetern in Tibet zu helfen.
Diese Menschen sind seit über 50
Jahren Opfer von Unterdrückung. Schon seit zwei Generationen – seit
dem Einmarsch der chinesischen Armee in Tibet im Jahr 1950 –haben
sich die Tibeter gegen die chinesische Übermacht aufgelehnt, um ihr
Recht, als Tibeter in der eigenen Heimat selbstbestimmt leben zu können,
einzufordern.
Wie Sie wissen, hatten die Machthaber
in Peking darauf immer nur eine Antwort: Gewalt.
Auch das tibetische Volk hat Anspruch
auf allgemein anerkannte Menschenrechte und auf Selbstbestimmung. Es
wird immer deutlicher: Nur noch mit ausländischer Hilfe können die
Tibeter diese Rechte wahrnehmen.
Deshalb bitten wir Sie, Frau Merkel,
helfen Sie den Tibeterinnen und Tibetern!
1. Treten Sie in direkten Kontakt mit
dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao und vermitteln Sie ihm, dass
die jahrzehntelange Unterdrückungspolitik in Tibet der Grund für die
ständigen Unruhen auf dem Dach der Welt ist. Fordern Sie ihn auf,
endlich und auf gleicher Augenhöhe einen substanziellen Dialog mit
dem Dalai Lama über die Zukunft Tibets zu führen.
2. Setzen Sie sich für eine
Untersuchung der gewaltsamen Ereignisse in Tibet zum Beispiel unter Führung
der Vereinten Nationen ein. Verlangen Sie, dass ausländische
Journalisten frei aus Tibet berichten können.
3. Verlangen Sie von Präsident Hu
Jintao, alle Tibeter, die allein aufgrund ihrer friedlichen Meinungsäußerung
inhaftiert wurden, freizulassen. Alle anderen haben Anspruch auf ein
faires Gerichtsverfahren. Auf keinen Fall dürfen Folter oder
Misshandlung angewandt werden. Wirken Sie auch auf die chinesische Führung
ein, bei friedlichen Protesten von Tibetern keine Gewalt anzuwenden.
4. Fordern Sie Präsident Hu Jintao und
das Internationale Olympische Komitee auf, die olympische Fackel nicht
durch Tibet tragen zu lassen und damit das Himalajaland als PR-Kulisse
für die Olympischen Spiele zu nutzen. Dies könnte zu einer Verschärfung
der Lage in Tibet und zu weiteren Unruhen führen.
5. Nehmen Sie nicht an der Eröffnungszeremonie
der Olympischen Spiele in Peking teil, um damit Ihre Sorge über die
Menschenrechtslage und das Vorgehen der Behörden in Tibet auszudrücken.
Rufen Sie insbesondere Ihre Kollegen in Bundesregierung und Bundestag
dazu auf, ebenfalls nicht an der Eröffnungszeremonie der Spiele
teilzunehmen.
Sehr geehrte Frau Merkel, Sie haben den
Dalai Lama zweimal getroffen und wissen, dass er ein Botschafter des
Friedens ist. So hat er in den vergangenen Tagen nochmals ausdrücklich
zum Gewaltverzicht auf beiden Seiten aufgerufen. Stärken Sie ihm und
seinen Landsleuten den Rücken in dieser schwierigen Zeit!
Wir danken Ihnen für Ihr Mitgefühl
mit den Tibeterinnen und Tibetern.
Hochachtungsvoll
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